foto-video-musik-licht-installation in der zelle nr. 1
DIE KÃœNSTLERISCHE VERWALTUNG DES VOYEURISTISCHEN BLICKS
selbstportraits 1977, video 2005-2006, musik 1977 © GRAF+ZYX
 
   
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[4] die künstlerische verwaltung des voyeuristischen blicks
foto-video-musik-licht-installation

wir werden die zelle voraussichtlich für 12 stunden durchgehend bespielen.
die medieninstallation »die künstlerische verwaltung des voyeuristischen blicks« wurde speziell für das thema »verbotene blicke« und für die zelle konzipiert und gestalterisch so aufgebaut, dass die zelle für diese arbeit zugesperrt sein muss und das werk nur durch das kleine guckloch betrachtet und gehört werden werden soll.

[4]
die künstlerische verwaltung des voyeuristischen blicks.
in der titelei zur installation ist auch die mögliche erklärung zum grundlegenden konzept des beitrags von GRAF+ZYX zu diesem schielefestival zu finden.
ein thema aufklärend zu erläutern oder inhaltlich zu interpretieren liegt abseits ihres künstlerischen interesses und die demarkationslinie zwischen kunstproduktion und kunstkonsum soll durch ihre beiträge nicht aufgehoben und beseitigt, sondern im gegenteil, verstärkt sichtbar gemacht werden. denn »zwischen kunst und masse« muss ihrer ansicht nach »eine unüberwindliche spannung bestehen, wäre dies nicht so, würde die kunst im alltäglichen verkommen«. ihre arbeit verweigert sich mit dieser strategie erfolgreich dem durch die ästhetik der massenmedien geformten blick des ungeschulten kunstbetrachters und – durch die inhaltliche und formale verweigerung kunsttheoretischer regeln und inhalte – auch dem blick des traditionsbewussten, marktorientierten kunsttheoretikers und weist diese damit in die schranken.
in ihrer künstlerischen arbeit findet man keinen ansatz zur modernen interpretation der im kulturbetrieb fixierten künstlerischen position schieles, denn ihnen geht es ganz unspektakulär um die überschreitung von denkgrenzen und die verschiebung von regeln in jede nur mögliche richtung zugunsten einer freien, höchst individuellen, künstlerischen interpretation eines themas.

oft wird von kunstkritikern »gute kunst« über die universelle eigenschaft »das allgemeingültige im individuellen heraufzubeschwören« definiert. dieser denkansatz führt kunstproduzenten und kunstkonsumenten zwangsläufig sofort in die »pantomimenfalle«, in eine am massenverständnis abgeschliffene, standardisierte verwendung von codes. dieses allgemeingültige markiert immer die unterste, breiteste ebene in der nonverbalen verständigung und ist das, was übrigbleibt, wenn man »das trennende, spezielle« zum zweck der brauchbarkeit für massenkommunikation weglässt. es bedeutet sozusagen den verlust des besonderen in der kunst, impliziert aber auch gleichzeitig, dass kunst etwas allgemeinverständliches, geschlossenes haben muss und sich daher vielen, als ein ohne besondere vorbildung über die emotionale schiene leicht erfassbares, genießbares konstrukt darzustellen hat, und verbunden damit ist zudem der unterschwellige anspruch, dass »gute kunst« auch einem größeren, ungeschulten publikumskreis zu gefallen habe. dieser anspruch des leicht konsumierbaren, allgemein verständlichen kann für die produktionen der unterhaltungsindustrie eine zwingende gesetzmäßigkeit darstellen, hat aber in der bewertung von experiment und avantgarde nichts verloren, denn da müssen andere regelwerke und bewertungsrichtlinien herrschen.
bei der beurteilung ist hier der maßstab der individuellen qualität seiner protagonisten innerhalb ihres künstlerischen fachs anzulegen und unter diesem aspekt sind dieses schielewerkstattfestival und ihre protagonisten zu sehen. als veranstaltung, in der hochqualifizierte künstler eine höchst persönliche beziehung zu einem thema herstellen, diese erkenntnisse mit allen ihnen zur verfügung stehenden regeln ihrer kunst künstlerisch aufbereiten und einem interessierten publikum zur diskussion anbieten.
© tamara star|R|
 

01.09.2006 | 02:00–14:00      Schielemuseum : Zellentrakt